Unsere Teilnahme an der 420er Weltmeisterschaft in Portugal
Bereits vor gut vier Wochen hatte ich davon berichtet, dass wir, meine Steuerfrau Hanna Emmer (SVKL/S) und ich, Karen Fischer, die Qualifikation zur Weltmeisterschaft der 420er gemeistert haben. Nun möchte ich euch von diesem bewegenden Erlebnis berichten.
Bereits am 27. Juni sind wir gemeinsam mit unseren Trainingsgruppenmitgliedern Tom und Jean-Ali (VSaW) nach Faro im Süden Portugals geflogen. Unsere Boote wurden schon zwei Wochen zuvor in den Regattahafen nach Vilamoura gebracht.
Am nächsten Morgen ging es für uns zeitig in den Hafen, wo wir auch auf unseren Trainer Roman Schütt trafen. Er sollte für die nächsten zwei Wochen auf dem Wasser unser Trainer und Ansprechpartner sein. Der Vormittag wurde zum Bootsbau und Trimmüberprüfen genutzt und am Nachmittag ging es dann das erste Mal auf´s Wasser. Unerfahren, aber mit reichlich viel Neugier auf Segeln in Tide und mit viel Strom, realisierten wir schnell, dass es Zeit wurde, Gezeitenkarten etwas genauer zu studieren - vor allem bei wenig Wind.
Ab dem 29. Juni nahmen wir an der „Vilamoura Open“ teil - einer Regatta, die uns auf die kurz bevorstehende WM vorbereiten sollte. Hatten wir uns gerade an das Gefühl gewöhnt, bei nationalen Regatten auch mal unter den ersten Zehn im Ziel zu sein, sah es in der Spitze der Welt noch etwas anders aus. Trotzdem schafften wir es, uns in den drei Wettfahrtstagen einen guten 11. Platz der 20 teilnehmenden Damenteams, zu erkämpfen.
Mit den gesammelten Erfahrungen aus dieser Regatta konnte das Training in den zwei verbleibenden Tagen bis zur WM effektiv gestaltet werden. Wir mussten aber auch realisieren, dass das lange Segeln bei der intensiven Sonne extrem an unseren Kräften und der Konzentration zehrte. So sahen wir uns gezwungen, das Training mit ausgedehnteren Ruhephasen zu kombinieren.
Am 4. Juli war es endlich soweit – die WM begann. Als Erstes stand für alle Teams jedoch die Vermessung auf dem Programm. Dies bedeutete, Abtakeln und jede Schot, jeden Strecker, jeden Schäkel zu demontieren. Der blanke Rumpf jedes Schiffes wurde gewogen, Ruder und Schwert mit Schablonen überprüft sowie jedes Segel inspiziert und zur Nutzung bei der WM freigegeben. Nach erfolgreichem Wiederzusammenbasteln ging es am Abend mit der gesamten deutschen Mannschaft von 20 Teams aus allen drei Wertungsgruppen zur feierlichen Eröffnung.
Nach einem weiteren Trainingstag war am 6. Juli dann Start zu den beiden ersten Qualifikationswettfahrten. Hiervon waren sechs Rennen ausgeschrieben. Danach gab es die Entscheidung über die Finalgruppen. In Gold- und Silberfleet waren weitere sechs Wettfahrten geplant. Pünktlich zum Mittag setzte die Thermik ein. Bei zunächst schwachen 2 bis 3 Bft hatten wir Schwierigkeiten unseren Rhythmus zu finden. So reichte es im ersten Rennen gerade für Platz 28 von 37 Startern in unserer Gruppe. Mit auffrischendem Wind bis 5 Bft konnten wir unser Können deutlich besser zeigen und ersegelten einen 19. Platz und lagen damit nach dem ersten WM-Tag auf Platz 53 von insgesamt 74 Booten.
Die folgenden beiden Regattatage boten für uns hervorragende Windbedingungen. Bei Windstärken von 4 – 5 Bft kamen wir immer besser ins Rennen und konnten uns in der 5. Wettfahrt mit einem 8. Platz sogar in die Top Ten segeln. Am Ende der drei Qualifikationstage lagen wir somit auf Platz 28. Damit hatten wir uns – für uns vor dem WM kaum vorstellbar – für das Goldfleet qualifiziert. Platz 37 war gesichert.
Mit extremer Anspannung starteten wir am kommenden Tag in die Finalrennen und nichts funktionierte. Der schwache Wind tat das Übrige und zwei 36. Plätze schoben uns deutlich nach hinten. Enttäusch von diesem Tag halfen uns Gespräche und Telefonate mit Freunden und Trainern, uns bewusst zu machen, dass wir schon längst auch unsere eigenen Erwartungen übertroffen hatten. So entspannt und wieder neu motiviert ging es den letzten Wettfahrten entgegen.
Da auch der Atlantik nicht immer ein perfektes Segelrevier ist, warteten wir am vorletzten Regattatag vergeblich auf Wind. Auch die Prognosen für den Abschlusstag waren schlecht. Nichtsdestotrotz plante die Wettfahrtleitung in einem zu erwartende kleinen Windfenster drei Wettfahrten. Obwohl der Wind sehr sparsam war, konnten wir uns mit zwei guten Ergebnissen (Platz 27 und 19) im starken Feld behaupten. Leider reichte der Wind nicht mehr für die dritte Wettfahrt.
Somit wurde die Weltmeisterschaft mit vier Finalrennen und insgesamt zehn Wettfahrten beendet. Für uns stand am Ende ein 32. Platz - und damit drittbestes Deutsches Damenteam - auf der Ergebnisliste. Stolz, zufrieden und überglücklich ging es am Abend nach dem Verladen der Boote zur Siegerehrung. Der Aufforderung von Freunden, Familie und Trainern, dieses Ergebnis ordentlich zu feiern, folgten wir spontan.
Gerne möchten wir uns auf diesem Wege erneut, bei allen fürs Mitfiebern und Daumendrücken bedanken. Ein besonderes Dankeschön gilt dem Verband Brandenburgischer Segler, unseren Vereinen, Trainern, Freunden und Familien, die uns die Teilnahme an der Weltmeisterschaft ermöglicht und uns in dieser aufregenden Zeit stets zur Seite gestanden haben.